
Quelle: Shutterstock / Peter Lundgren
WIRTSCHAFT:
„Großes Interesse“ von Investoren an neuer Northvolt-Fabrik
In Schweden gehen die Lichter aus, an der Batteriezellenfabrik in Schleswig-Holstein baut Northvolt weiter. Doch wer übernimmt diese Anlage in Heide?
Der insolvente Batteriezellenhersteller Northvolt fährt die Produktion in seinem Stammwerk in Nordschweden herunter. Am 30.
Juni soll in Skelleftea komplett Schluss sein, wenn sich bis dahin kein Investor findet. Derzeit gebe es „keine realistischen
Aussichten, dass ein Käufer die Kontrolle über die Produktion in naher Zukunft übernehmen wird“, begründet Insolvenzverwalter
Mikael Kubu in einer Mitteilung den Schritt. Gleichwohl sollen die Bemühungen, einen Käufer zu finden, weiter gehen.
Keine Auswirkungen hat das Aus in Schweden dem Vernehmen nach auf das Projekt von Northvolt in Heide, Schleswig-Holstein. Vor einem Jahr begannen dort die Bauarbeiten für eine Batteriezellenfabrik. Geplante jährliche Produktionskapazität: 60 Milliarden kWh. In Betrieb gehen soll die Anlage, so die Planung, Ende 2027. „Die Arbeiten am Projekt und auf der Baustelle gehen weiter“, erklärt eine Northvolt-Sprecherin auf Anfrage der Redaktion. Der Fokus liege „insbesondere auf wertsteigernden Infrastrukturarbeiten“.
„In enger Abstimmung“ mit der KfW-Bank
Die Unternehmenssprecherin betont, dass die aktuellen Maßnahmen „in enger Abstimmung“ mit der KfW-Bank erfolgen. Das staatliche Geldhaus hat für den Bau der Fabrik eine Wandelanleihe in Höhe von 600 Millionen Euro bereitgestellt. Bund und das Land Schleswig-Holstein bürgen dafür jeweils zur Hälfte.
Wer die Anlage betreiben wird, ist offen. “Northvolt AB befindet sich weiterhin in intensiven Gesprächen mit potenziellen Investoren – es besteht großes Interesse am Standort bei Heide“, teilt die Sprecherin mit. Die Northvolt „Drei Projekt GmbH“, die das Vorhaben in Heide vorantreibt, sei wie auch die anderen deutschen Tochtergesellschaften der Schweden nicht insolvent.
Die Dachgesellschaft der deutschen Northvolt-Unternehmen stand jedoch laut Spiegel vor der Zahlungsunfähigkeit. Diesen Mai hat die „Northvolt Germany TopCo GmbH“ nach Informationen des Magazins ein Restrukturierungsverfahren beantragt.
Eher unwahrscheinlich erscheint es, dass der Northvolt-Großaktionär VW an Heide Interesse hat. Der Autokonzern baut mit seiner Batterietochter Power Co an drei Fabriken, am weitesten fortgeschritten sind die Arbeiten in Salzgitter. Die beiden anderen Batterieproduktionsanlagen entstehen in Spanien bei Valencia und in Ontario, Kanada. In Salzgitter sieht der VW-Konzern die Möglichkeit, die Anlage perspektivisch zu vergrößern. Auch will das VW-Management doppelgleisig fahren: Batterien sollen nicht alle aus eigener Fertigung kommen, einen Gutteil will man weiter von Lieferanten beziehen. Kein Grund also, Geld für eine weitere Fabrik in die Hand zu nehmen, zumal sich auch der E-Automarkt bisher nicht so entwickelt, wie es sich die Politik ausgemalt hat.
Förderung ruft Bundesrechnungshof auf den Plan
Im Hinterkopf haben dürften potenzielle Investoren auch die Qualitätsprobleme, die es bei der Produktion in Schweden gab. Der Automobilkonzern BMW stornierte im Sommer 2024 einen Milliardenauftrag. Medienberichten zufolge zogen die Bayern zurück, weil der Hochlauf der Fabrik zu langsam voran ging und sie zu viel Ausschuss produzierte.
Kunde der schwedischen Fabrik ist bis zuletzt die VW-Nutzfahrzeug-Tochter Scania gewesen. Wie der NDR berichtet, will Scania keine Batterien mehr für seine Elektro-Lkw bei Northvolt kaufen. Der Sender zitiert einen Scania-Sprecher, wonach dies ökonomisch keinen Sinn mehr ergebe, weil das Produkt im Zuge des Insolvenzverfahrens zu teuer geworden sei. Zweifel am Produkt selbst soll es keine gegeben haben.
Das Projekt in Heide beschäftigt unterdessen auch Politik und Bundesrechnungshof. Der Rechnungshof prüft die Förderung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein für die Batteriefabrik in Heide. Zu den Inhalten oder dem Zeitrahmen der Prüfung könne man grundsätzliche keine Aussagen machen, erklärt das Organ der Finanzkontrolle gegenüber der Redaktion. Die Mitglieder des Bundesrechnungshofes besitzen richterliche Unabhängigkeit und sind fachlich unabhängig bei der Auswahl der Prüfungsthemen.
Im Landtag in Schleswig-Holstein befasst sich der Wirtschafts- und Finanzausschuss mit der Materie. Hintergrund: Das Gutachten, an dem die Politik sich bei der Förderzusage orientierte, stammt von Pricewaterhouse Coopers. Das Unternehmen soll nicht nur die Politik zu Northvolt beraten haben, sondern laut NDR-Recherchen auch den Batteriehersteller selbst.
Keine Auswirkungen hat das Aus in Schweden dem Vernehmen nach auf das Projekt von Northvolt in Heide, Schleswig-Holstein. Vor einem Jahr begannen dort die Bauarbeiten für eine Batteriezellenfabrik. Geplante jährliche Produktionskapazität: 60 Milliarden kWh. In Betrieb gehen soll die Anlage, so die Planung, Ende 2027. „Die Arbeiten am Projekt und auf der Baustelle gehen weiter“, erklärt eine Northvolt-Sprecherin auf Anfrage der Redaktion. Der Fokus liege „insbesondere auf wertsteigernden Infrastrukturarbeiten“.
„In enger Abstimmung“ mit der KfW-Bank
Die Unternehmenssprecherin betont, dass die aktuellen Maßnahmen „in enger Abstimmung“ mit der KfW-Bank erfolgen. Das staatliche Geldhaus hat für den Bau der Fabrik eine Wandelanleihe in Höhe von 600 Millionen Euro bereitgestellt. Bund und das Land Schleswig-Holstein bürgen dafür jeweils zur Hälfte.
Wer die Anlage betreiben wird, ist offen. “Northvolt AB befindet sich weiterhin in intensiven Gesprächen mit potenziellen Investoren – es besteht großes Interesse am Standort bei Heide“, teilt die Sprecherin mit. Die Northvolt „Drei Projekt GmbH“, die das Vorhaben in Heide vorantreibt, sei wie auch die anderen deutschen Tochtergesellschaften der Schweden nicht insolvent.
Die Dachgesellschaft der deutschen Northvolt-Unternehmen stand jedoch laut Spiegel vor der Zahlungsunfähigkeit. Diesen Mai hat die „Northvolt Germany TopCo GmbH“ nach Informationen des Magazins ein Restrukturierungsverfahren beantragt.
Eher unwahrscheinlich erscheint es, dass der Northvolt-Großaktionär VW an Heide Interesse hat. Der Autokonzern baut mit seiner Batterietochter Power Co an drei Fabriken, am weitesten fortgeschritten sind die Arbeiten in Salzgitter. Die beiden anderen Batterieproduktionsanlagen entstehen in Spanien bei Valencia und in Ontario, Kanada. In Salzgitter sieht der VW-Konzern die Möglichkeit, die Anlage perspektivisch zu vergrößern. Auch will das VW-Management doppelgleisig fahren: Batterien sollen nicht alle aus eigener Fertigung kommen, einen Gutteil will man weiter von Lieferanten beziehen. Kein Grund also, Geld für eine weitere Fabrik in die Hand zu nehmen, zumal sich auch der E-Automarkt bisher nicht so entwickelt, wie es sich die Politik ausgemalt hat.
Förderung ruft Bundesrechnungshof auf den Plan
Im Hinterkopf haben dürften potenzielle Investoren auch die Qualitätsprobleme, die es bei der Produktion in Schweden gab. Der Automobilkonzern BMW stornierte im Sommer 2024 einen Milliardenauftrag. Medienberichten zufolge zogen die Bayern zurück, weil der Hochlauf der Fabrik zu langsam voran ging und sie zu viel Ausschuss produzierte.
Kunde der schwedischen Fabrik ist bis zuletzt die VW-Nutzfahrzeug-Tochter Scania gewesen. Wie der NDR berichtet, will Scania keine Batterien mehr für seine Elektro-Lkw bei Northvolt kaufen. Der Sender zitiert einen Scania-Sprecher, wonach dies ökonomisch keinen Sinn mehr ergebe, weil das Produkt im Zuge des Insolvenzverfahrens zu teuer geworden sei. Zweifel am Produkt selbst soll es keine gegeben haben.
Das Projekt in Heide beschäftigt unterdessen auch Politik und Bundesrechnungshof. Der Rechnungshof prüft die Förderung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein für die Batteriefabrik in Heide. Zu den Inhalten oder dem Zeitrahmen der Prüfung könne man grundsätzliche keine Aussagen machen, erklärt das Organ der Finanzkontrolle gegenüber der Redaktion. Die Mitglieder des Bundesrechnungshofes besitzen richterliche Unabhängigkeit und sind fachlich unabhängig bei der Auswahl der Prüfungsthemen.
Im Landtag in Schleswig-Holstein befasst sich der Wirtschafts- und Finanzausschuss mit der Materie. Hintergrund: Das Gutachten, an dem die Politik sich bei der Förderzusage orientierte, stammt von Pricewaterhouse Coopers. Das Unternehmen soll nicht nur die Politik zu Northvolt beraten haben, sondern laut NDR-Recherchen auch den Batteriehersteller selbst.
Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 23.05.2025, 16:24 Uhr
Freitag, 23.05.2025, 16:24 Uhr
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